Frau Komachi empfiehlt ein Buch by Aoyama Michiko

Frau Komachi empfiehlt ein Buch by Aoyama Michiko

Autor:Aoyama, Michiko [Aoyama, Michiko]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783644014732
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2023-07-18T00:00:00+00:00


Um halb zwölf nachts wachte ich auf.

Es deprimierte mich, dass ich schon wieder eingenickt war, obwohl ich mir für den Abend noch so viel vorgenommen hatte. Futaba schlummerte selig, und ich befühlte ihre Stirn, ob sie noch fiebrig war, aber ihre Haut war angenehm kühl. Ich strich ihr übers Haar und stand auf.

Shūji war noch nicht zu Hause. Im Wohnzimmer herrschte ein wildes Durcheinander, und in der Spüle stapelte sich schmutziges Geschirr. Die getrocknete Wäsche, die ich am frühen Abend vom Ständer genommen hatte, lag kreuz und quer auf dem Sofa verteilt oder hing noch auf Bügeln.

Ich atmete tief durch und faltete zunächst alle Sachen ordentlich zusammen und räumte sie weg.

Auf einmal hörte ich Schlüsselklappern an der Wohnungstür. Shūji war da.

«Hallo», rief er zur Begrüßung.

«Ziemlich spät, was?»

«Ach, ich hatte noch zu tun.»

Shūji sah nicht besonders erschöpft aus, und als er an mir vorbeiging, roch ich seine Fahne.

«Du warst noch was trinken?»

«Was? Ach so, ja. Kurz.»

«Dann willst du sicher auch nichts mehr essen?»

Shūji verzog unwillig das Gesicht, als er meinen gereizten Ton vernahm. «Ich habe nur einen Drink genommen! Das darf man doch wohl hin und wieder.»

«Klar darf man das. Selbstverständlich! Nur für mich gilt das nicht.»

Sobald die Schleuse geöffnet war, konnte ich mich nicht mehr bremsen. Die Vorwürfe sprudelten nur so aus mir heraus.

«Ich bin immer diejenige, die Futaba zur Kita bringt und wieder abholt. Ich! Und ich bereite das Abendessen zu, wobei ich nicht mal weiß, ob du es essen wirst. Heute zum Beispiel hätte ich zu einer wichtigen Veranstaltung gemusst, wurde dann aber in die Kita bestellt, obwohl es gar nicht so ernst war. Mir läuft die Zeit davon, ich stehe immer unter Druck, hetze von einem Ort zum anderen. Meine eigenen Bedürfnisse muss ich hintanstellen. Inzwischen ist diese Liste schon sehr lang, um nicht zu sagen, endlos.»

«Tsss, na hör mal! Denkst du, ich bin zu meinem Vergnügen unterwegs?»

«Du bist doch saufen gegangen, und das, ohne mir Bescheid zu sagen.»

Außer mir vor Wut schleuderte ich das bereits gefaltete Handtuch nach ihm. Zum Glück hatte ich keinen Becher genommen. Scherben aufzulesen, das hätte mir gerade noch gefehlt. Das Blut schoss mir in den Kopf, immerhin konnte ich noch klar genug denken, um ihm die Situation vor Augen zu führen.

«Es ist doch unser beider Kind, oder? Als ich schwanger war, hast du mir versprochen, dass wir das gemeinsam managen! Also sorg dafür, dass auch du sie mal von der Kita abholst. Und hilf mit im Haushalt.»

«Soll ich etwa meine Karriere aufs Spiel setzen? Ich kann doch nicht einfach Meetings oder Dienstreisen sausen lassen, um zur Kita zu gehen, früher nach Hause zu kommen und das Abendessen vorzubereiten. Derzeit bist du diejenige, die einen flexiblen Arbeitsplatz hat und bereits um fünf Uhr gehen kann. Oder liege ich da falsch, Natsumi?»

Ich resignierte – und schwieg. Es war deprimierend. Ein Teil von mir musste zugeben, dass es sich nachteilig für uns auswirken würde, wenn sich Shūjis Position in der Firma verschlechterte. Trotzdem war es unfair. Ich hatte meine Stelle aufgeben müssen. Warum sollte



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